Lesestoff zum Jubiläum des Frauenstimmrechts

Also, stolz ist man ja nicht auf dieses erst fünzigjährige Jubiläum. Gar nicht. Syrien, die Philippinen, Moldau, Burundi, Senegal, Venezuela, Spanien, Eritrea, China, Togo, und ganz viele andere Länder haben das Frauenstimmrecht vor der Schweiz eingeführt. Vielleicht müsste man die kleinere Zahl nennen – wieviele Länder das erst nach der Schweiz eingeführt haben. Und überall durften die Schweizer Frauen ja dann doch noch nicht mitreden, erst vor läppischen 30 Jahren wurde dem letzten Kanton das Frauenstimmrecht von oben aufgezwungen.

So weit, so klar – diese Fakten sind wohl im Zuge des Jubiläums schon ziemlich geläufig. Und zumindest das bringt das Jubiläum – das Frauenstimmrecht bekommt Aufmerksamkeit. Es wird diskutiert, wie es so steht, nicht nur mit dem Stimmrecht, sondern auch mit der Gleichberechtigung.

Eine anregende Sammlung verschiedenster Autorinnen ist der Gruss aus der Küche. Historisches, Persönliches, Gesellschaftliches – alles kommt zur Sprache.

Erschreckend, wie gegen das Frauenstimmrecht argumentiert wurde. Dies im ersten Teil einer Serie der Republik – spannende Lektüre. Wer wusste schon, dass Emilie Kempin-Spyri die erste Juristin der Schweiz war – sie doktorierte 1887! Wurde dann aber natürlich nicht als Anwältin zugelassen, weil dafür das Bürgerrecht (also das Wahlrecht) notwendig gewesen wäre… als sie sich wehrte, wurde sie vom Bundesgericht abgewiesen – dass Schweizerinnen auch mitgemeint sein könnten, wenn in der Verfassung ‘Schweizer’ steht, sei ‘ebenso neu als kühn’ (!!!).

Meistens fällt es ja nicht auf, wie männerdominiert alles ist – die Geschichte, die bekannten Persönlichkeiten, die Religionen, die Politik. Manchmal fällt einem dann vielleicht doch auf, dass da eine Diskrepanz besteht – dass die Hälfte der Menschheit oft übergangen wurde, und zum Teil immer noch übergangen wird. (Wie viele brilliante Frauen wie die imaginäre Schwester von Shakespeare wurden vergessen, übergangen, konnten ihr Talent nie entfalten, wie Virginia Woolfs Gedankenexperiment in “A Room of One’s Own” fragt?) Und manchmal fällt es einem wie Schuppen von den Augen, wie absolut absurd das ist, und überhaupt nicht normal. Eine gute Vorstellung zum Sanity Check: wie wäre es umgekehrt? Wenn wir den Männern sagen würden, ne also das reicht schon wenn ihr zu Hause schaut, mit dem politischen Leben/der Arbeit ausser Haus/dem Stimmrecht/dem CEO-Posten wärt ihr dann überfordert? Voilà. Absurd ist nur der Vorname.

Über hundert Jahre nach Emilie Kempin-Spyris Niederlage am Bundesgericht sind wir Frauen immer noch oft mitgemeint – immerhin können wir politisch mitbestimmen. Machen wir das auch, und gestalten die Zukunft gleichberechtigt!

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